Berlin,
11.09.2001. Die
Parkinsonsche Krankheit ist eine der häufigsten neurologischen
Erkrankungen. Nach Angaben der Deutschen Parkinson Vereinigung (DPV)
sind zur Zeit allein in Deutschland 250.000 Menschen betroffen. Jährlich
erkranken rund 15.000 Menschen neu. Die Krankheit ist jedoch – trotz
intensiver Forschung – noch immer ein Leiden, dessen eigentliche
Ursache ungeklärt ist und für das es bislang noch keine Heilung gibt.
Fälschlicherweise
gilt die Erkrankung – auch noch in den Augen vieler Ärzte – als
„Alterskrankheit“. Beobachtungen der DPV zufolge sind jedoch rund
zehn Prozent der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung 40 Jahre
und jünger.
Die
für die Erkrankung typischen motorischen Störungen – Zittern,
Bewegungsverarmung, Steifigkeit und Haltungsinstabilität – beruhen
auf einem Mangel des Überträgerstoffs Dopamin im Gehirn. Ursache ist
das Absterben dopaminbildender Nervenzellen in der Substantia
nigra im motorischen Zentrum des Mittelhirns. Durch den
Dopaminmangel gerät das fein orchestrierte Zusammenspiel der
Hirnbotenstoffe aus dem Gleichgewicht.
Da
der Untergang der Nervenzellen jedoch langsam einsetzt, beginnt auch die
Erkrankung schleichend – oft mit eher unspezifischen Symptomen. Etwa
die Hälfte der Patenten zeigt nie oder erst spät im Verlauf der
Erkrankung das typische Zittern. Frühsymptome werden leider oft wenig
ernst genommen. Insbesondere bei jüngeren Patienten geht beispielsweise
nicht selten ein jahrelanger, therapieresistenter Rückenschmerz den
klassischen Symptomen voraus. Darum ist auch die Behauptung falsch, dass
die Parkinsonsche Erkrankung keine Schmerzen verursacht.
„Goldstandard“ der Therapie: L-DOPA. Die klassische
medikamentöse Behandlung der Krankheit mit der Dopamin-Vorstufe L-DOPA
ist nur zeitlich begrenzt
wirksam. Da die Degeneration der Nervenzellen fortschreitet, lässt die
Wirksamkeit des Arzneimittels bei vielen Patienten nach fünf bis zehn
Jahren nach und es treten Nebenwirkungen auf, etwa überschießende
Bewegungen. Moderne Kombinationsbehandlungen mit anderen Arzneimitteln,
so genannten Dopaminagonisten, können das Auftreten dieses "L-DOPA-Langzeitsyndroms"
allenfalls verzögern, aber nicht verhindern.
Parkinsonpatienten, die trotz optimaler
medikamentöser Einstellung schwerwiegend behindert sind, können durch
neurochirurgische Verfahren behandelt werden. Bei den „klassischen“
Verfahren werden bestimmte Regionen des Gehirns, die wegen des
Dopaminmangels überaktiv sind, durch Hitze zerstört. Trotz
beachtlicher Erfolge sind diese Operationen besonders bei Eingriffen in
beiden Gehirnhälften mit erheblichen Risiken verbunden. So können etwa
Sprach- oder Wahrnehmungsstörungen auftreten.
Tiefe Hirnstimulation: oft letzte Option. Neuerdings können
Parkinsonpatienten, deren Symptome durch Medikamente nicht mehr zu
kontrollieren sind, mit einem modernen stereotaktischen Verfahren
behandelt werden, der so genannten tiefen Hirnstimulation.
Implantierbare Neurostimulationssysteme geben einen schwachen
elektrischen Strom ab und hemmen so die krankhaft überaktiven Regionen
des Gehirns. Führende
Neurologen bezeichnen das Verfahren als "größten Fortschritt in
der Parkinson-Therapie seit der Einführung von L-DOPA".
Wie Untersuchungen belegen, kann das Verfahren
die behindernden Symptome der Krankheit wirksam lindern.
Die
Beweglichkeit
der Patienten bessert sich um ca. 50-70 Prozent. Viele erreichen eine
fast normale Beweglichkeit. Die Überbewegungen werden um über 70
Prozent gelindert. Die Patienten können sich wieder alleine außer Haus
bewegen und wieder soziale Beziehungen aufnehmen.
Dauer
der Besserung: Diese dauert
nicht nur wenige Stunden, wie bei der medikamentösen Therapie,
sondern ist Tag und Nacht vorhanden. Die Patienten können wieder ein
normales Leben führen, jüngere
Patienten werden häufig wieder arbeitsfähig.
Die
Lebensqualität steigt um
ca. 50 Prozent. Keine medikamentöse Therapie erreicht eine so wirksame
Besserung und ist bei chronischen Erkrankungen die Ausnahme.
Auch
Patienten mit schwersten Zitterformen, die z.B. auch bei Multipler
Sklerose auftreten können, oder
anderen seltenen Bewegungsstörungen (generalisierten Dystonien) kann
mit dieser Behandlung geholfen werden.
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